Ethische Fragen gehören in die Öffentlichkeit und nicht in Ethikkomissionen. Die Entwicklung in Forschung und Technik hat
zu einer Verschiebung im Menschenbild geführt: Seit Hundert Jahren hat die Unterscheidung von lebenswert und lebensunwert
immer mehr Verbreitung gefunden. Die Toleranz gegenüber Abweichungen nimmt parallel dazu ab, was wahrscheinlich schon biologisch
nicht sinnvoll, sozial auf jeden Fall aber katastrophal ist.
Indem kranken und behinderten Menschen die Würde abgesprochen und gleichzeitig voll auf die Spitzenmedizin gesetzt wird,
besteht die Tendenz, "wertes" Leben mit unendlichem Aufwand zu erhalten, zu verlängern zu reproduzieren etc. und daneben "unwertes"
Leben möglichst rationell zu entsorgen.
NOGERETE stellt die Frage: Wieviel und welche Medizin wollen wir uns als westliche Gesellschaft - und damit auch in Verantwortung
für den ausgebeuteten Teil der Menschheit - heute zu welchem Preis leisten? Diese Frage muss in einer demokratischen Gesellschaft
permanent diskutiert und abgewogen werden. In einer Zeit in der der Mensch zum Ersatzteillager für andere wird (und in Zukunft
vor allem für sich selber) müssen Entscheidungsspielräume wieder eröffnet und werden, darf der ethische Diskurs nicht aufgeteilt
und an selbsternannte ExpertInnengremien delegiert werden